Deutschland: Der Fischer und die Meerjungfrau

Themen: Versprechen halten, Vertrauen, Neid, Liebe, Glück, Meer

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Podcast:
Der Fischer und die Meerjungfrau


Geschichte

Der Fischer und die Meerjungfrau

Nach altem Seemannsglauben schwimmen die Meerjungfrauen meistens tief im offenen Meer. Bei Sonnenschein und Windstille kommen sie manchmal an die Wasseroberfläche und singen mit ihren zarten, glockenhellen Stimmen wunderschöne Lieder. Doch sie scheuen die Menschen und verschwinden wieder in den Tiefen des Meeres, sobald sich ein Boot oder Schiff nähert. So kommt es, dass sie vor allem in diesen Zeiten selten von einem Menschen gesehen werden und nur wenige ihre herrlichen Lieder gehört haben. 

Vor langer Zeit soll aber vor der Ostseeinsel Usedom eine Meerjungfrau gelebt haben, die sich häufiger den armen Fischern der Gegend zeigte. Des Öfteren half sie den Männern, wenn diese in Not waren.

Einst konnten die Fischer der Insel für eine lange Zeit nicht zum Fischen hinausfahren, weil ein heftiger Sturm über dem Meer tobte. So herrschte bei den armen Fischerfamilien bittere Not. Sie hatten kaum noch etwas zu Essen und konnten kein Geld verdienen. Nahe am Strand, etwas abseits der Siedlung, wohnte eine einsame Witwe mit ihrem einzigen Sohn. Dieser war besonders fleißig und ehrlich. Aber sein kleines Boot und die Fischernetze waren schon alt und kaputt. Er konnte einfach nicht genug Fische fangen, um seine kranke Mutter mit Essen und Medizin zu versorgen. Für die Reparatur des Bootes und der Netze blieb erst recht nichts übrig. Außerdem war er sehr unglücklich darüber, dass er das Mädchen, das er liebte, nicht heiraten konnte. Er traute sich nicht um ihre Hand anzuhalten, da er so arm war und nicht für sie sorgen könnte. Auch hatte er sie so lieb, dass er ihr nur das Beste und eine sorglose Zukunft wünschte.

So beschloss er trotz Sturm und Wellengang hinauszufahren. Er dachte an die Meerjungfrau, welche schon vielen Fischern Glück gebracht hatte. Mühsam kämpfte er sich mit dem kleinen Boot durch die Wellen und versuchte dem Wind zum Trotz seine Netze auszuwerfen. Da war es ihm als winke in der Ferne eine Gestalt. Er lenkte sein Boot dorthin und gelangte in ruhigeres Wasser. Ganz dicht vor ihm tauchte eine wunderschöne Meerjungfrau mit langen hellen Haaren und grünen Augen auf. Ihr geschwungener Fischschwanz glänzte im Wasser. Sie sagte zu ihm: „Wirf nur dein Netz aus. Ich will dir reichlich Fische schenken.“ Kaum hatte er das Netz im Wasser, klatsche sie einmal in die Hände und wie auf Kommando schwammen viele, viele Fische in sein Netz. Wieder und wieder holte er das Netz ein.

Schließlich war das kleine Boot so schwer beladen, dass es tief im Wasser lag und unmöglich noch mehr Gewicht aufnehmen konnte. Der Junge strahlte vor Glück und bedankte sich bei der Meerjungfrau. Die aber sagte: „Kehre Heim und nutze dein Glück. Aber du darfst nicht prahlen und niemanden von unserer Begegnung erzählen.“ Lustig spritze sie ihm noch etwas Wasser nach und verschwand dann wieder in der Tiefe. Erleichtert und voller Kraft ruderte er das schwere Boot sicher nach Hause. Da er der einzige war, der bei diesem Sturm Fische gefangen hatte, kauften die Leute ihm restlos alles ab und er machte einen sehr guten Verdienst. Die anderen Fischer staunten und wollten sogleich wissen, ob ihm etwa die Meerjungfrau geholfen habe. Er jedoch lächelte nur glücklich vor sich hin und sagte nichts. Die anderen aber dachten sich wohl, dass dem jungen Burschen bei diesem Unwetter ohne die Hilfe der Meerjungfrau niemals so ein Fang gelungen wäre.

Von dem Tag an kehrte das Glück bei ihm ein. Er konnte das Boot und die Netze reparieren, seiner Mutter ging es besser und alles wendete sich zum Guten. Jetzt wagte er auch daran zu denken, dem Mädchen, in das er so unsterblich verliebt war, einen Heiratsantrag zu machen.

Nun kam aber ein anderer junger Mann daher, dem das Mädchen auch sehr gut gefiel. Dieser Mann war jedoch voller Neid. Er wollte einmal probieren, ob auch er die Hilfe der Meerjungfrau erhalten könnte und dann versuchen, das hübsche Mädchen zu heiraten.

So fuhr auch er mit seinem großen schönen Boot auf das Meer hinaus und tatsächlich half auch ihm die Meerjungfrau und sorgte für einen guten Fang. Auch zu ihm sagte sie: „Aber du darfst nicht damit angeben, dass du mir begegnet bist und nicht mit deinem Fang prahlen.“ Der junge Mann versprach der Meerjungfrau alles. Aber im Herzen war ihm sein Versprechen ganz egal. Als die Meerjungfrau nicht mehr zu sehen war, lachte er sogar höhnisch über ihre Worte. Mit kräftigen Ruderstößen machte er sich auf den Heimweg. Kaum an Land angekommen, erzählte er allen in den tollsten Worten von seinem großartigen Fang und von seiner Begegnung mit der Meerjungfrau. Er rechnete sich schon aus, was er von dem Gewinn alles kaufen könnte. Auch war er sicher, dass das Mädchen jetzt von ihm beeindruckt sein würde und er gute Chancen bei ihr hätte. Als er aber zu seinem Boot zurückkam, nahm er schon von Weitem einen stechenden, fauligen Geruch war. Voller Entsetzen stellte er fest, dass alle Fische verfault und bereits halb verwest waren! Das Glück blieb ihm fern. Der andere junge Fischer aber heiratete seine Geliebte und führte mit ihr zusammen ein glückliches Leben.

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